Episode 101: Heiko Langhans - Literatur, Lebensbund, Lebenswerk

Shownotes

Heiko Langhans – Übersetzer, Autor und Alter Herr der Alten Turnscherschaft Slesvigia-Niedersachsen Hamburg-Königsberg – spricht über seinen Weg von der Science-Fiction-Literatur zur historischen Tiefenforschung im Bereich des Verbindungswesens. Wir beleuchten seine Archivarbeit zum Vertreter-Convent, den Wandel von Bünden und was es bedeutet, sich mit vollem Herzen dem Bewahren und Erinnern zu widmen. Ein Gespräch über Tiefe, Literatur und Haltung.

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Musik-Credits:
Intro: Night Rider 87 - Star Conquest (genehmigt durch bezahltes Abo bei Artlist.io) Outro: Night Rider 87 - K  (genehmigt durch bezahltes Abo bei Artlist.io)

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Korpo Content Lab: Okay super, Aufnahme läuft. Herzlich willkommen zu Laber Lümmel, der Corporal Talk. Mein Name ist Jan und ich bin euer Host. Unser heutiger Gast ist ein echtes Unikat zwischen Buchseiten, Verbindung und Geschichte. Heiko Langhans, Jahrgang 1961, alter Herr der Sleswigia, Niedersachsen, Hamburg, Königsberg im Coburger Konvent, der gleichen Verbindung, der auch Axel Kronast angehört, der auch schon hier im Talk war. Und wir sprechen heute über seine jahrzehntelange und fantastische Arbeit der Literaturübersetzung über sein gigantisches biografisches Archiv des Kooperationsstudententums, was er aufgebaut hat, und im Bereich der Turnerschaften. Er ist ein Suchender, ein Bewahrer und jemand, der über den Tellerrand der eigenen Mieter weit hinaus schaut. Heute sprechen wir mit ihm über Passion, Geschichte und was es heißt, sich wirklich in eine Sache zu vertiefen. Heiko, schön, dass du da bist.

Heiko Langhans: Vielen

Heiko Langhans: Herzlichen Dank. Ich freue mich ebenfalls.

Korpo Content Lab: Heiko, stell dir vor, du sitzt an einem langen Esstisch gegenüber dein 25-jähriges Ich. Was würdest du ihm sagen, woran du gerade arbeitest?

Heiko Langhans: Er würde sich sehr wundern, was ich zu sagen hätte. Mein 25-jähriges Ich hatte keine Ahnung von geschichtlichen Zusammenhängen und auch kein großes Interesse daran. Mein 25-jähriges Ich war mit Aktivsein beschäftigt. Und das ist etwas, das kennst du selbst, das hält einen zumindest die ersten zwei, drei Jahre sehr in Atem. Ja. Wahrscheinlich hatte ich gerade mit der ersten Übersetzung angefangen und stand vor dem Problem, wie ich das meinen Bundesbrüdern erkläre. Denn ich hatte mich hauptsächlich mit fantastischer Literatur beschäftigt von Anfang an und das ist etwas, was sagen wir mal gewöhnungsbedürftig ist in der Hamburger Kaufmanns-Stadt oder Kaufmannsszenerie.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Ich hatte eine Banklehre gemacht und hatte dann zwei Semester lang Betriebswirtschaftslehre versucht, ich endlich gemerkt habe, dass das überhaupt nichts ist für mich. Und dann habe ich mich auf Anglistik und später auf Geschichte konzentriert.

Korpo Content Lab: Hast du dir dann auch die Erlaubnis des Condentes eingeholt, dass du dann Übersetzungen machen durftest oder?

Heiko Langhans: Nein, Gottes Willen, das hab ich einfach so gemacht, ein Bolchen zu verdienen. Ich hab auch in einem Science-Fiction-Laden gearbeitet, den es heute nicht mehr gibt, was nicht an meiner Tätigkeit dort lag. ähm, gut. Ähm, ja, ich bin irgendwann mal zur Buchmesse gefahren, aus schierer Lust und Freude, und dachte mir, ich guck mich mal Ja, und dann kam ich mit einem Redakteur ins Gespräch und mit einem Übersetzungsvertrag nach Hause. Sozusagen. Und daraus sind dann viele schöne Dinge entstanden.

Korpo Content Lab: Das ja schön, das hört sich ja auch nach der guten alten Zeit, wo einfach mal jungen Menschen eine Chance gegeben worden ist, dass sie etwas ausprobieren können. Anstatt die in heutigen Bewerbungsprozessen, wo erstmal geschaut wird, kann derjenige fünf Sprachen fließend, hat er ein Studium abgeschlossen, ist 17 Jahre, hat aber schon trotzdem 10 Jahre Berufserfahrung, er mitbringt. Also, sich doch gut an.

Heiko Langhans: Ja.

Heiko Langhans: Ja, das ist... Ich weiß nicht, ob das die gute alte Zeit war, die Tätigkeit des Übersetzers ist ja eine freiberufliche. Und das machen eigentlich nur Verrückte. Es wird relativ schlecht bezahlt. Zumindest Literaturübersetzung. dem Redakteur, mit dem ich ins Gespräch kam, fiel wohl angenehm auf, dass ich mich, was die Autoren anging, über die wir uns unterhalten, einigermaßen gut auskenne. Das waren dann amerikanische Science-Fiction- und Fantasy-Autoren, später Krimis, ohne Krimi-Autoren. Ich hatte seit 1985 an einem Lose-Plattlexikon mitgeschrieben. Ja, das ist eine...

Korpo Content Lab: Was ist das?

Heiko Langhans: heute in Vergessenheit geratene Präsentationsform. Das ist etwas ähnliches wie Wikipedia, nur gedruckt und zusammengefasst. Lose Plantexikon. Das einzige größere Werk, was mir jetzt einfällt, ist der Schönfelder.

Korpo Content Lab: Für die Juristen, oder?

Heiko Langhans: Für die Juristen. Ich weiß nicht, ob das immer noch so ist. Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, aber das wurde damals geliefert in tatsächlichenlose Plattformen. musste man da mühsam einheften und aushelfen und aktualisieren. Nur etwas in der Arbeit.

Korpo Content Lab: Genau, das wäre meine nächste Frage gewesen. Das sind ja dann wie bei den Juristen dann diese richtig dicken Ringordner praktisch mit den speziellen Blattlochungen, wo du dann das Ganze erweitern oder rausnehmen kannst, wenn es dann Aktualisierung gibt.

Heiko Langhans: Ganz genau.

Heiko Langhans: Ganz genau. Und so etwas war 1984 für die Fantastische Literatur gegründet worden. Von einem kleinen Verlag im Süddeutschland, Maitingen, kennst du das? Keine Ahnung. Und ja, ich kam dort mit jemandem ins Gespräch bzw. hatte angeschrieben, ob die Interesse hätten an einem Artikel und habe in meiner Frechheit den Artikel gleich dazu gepackt. Ja und dann kriegte ich einen Anruf und ein paar Tage später einen Scheck. Damals gab es noch Checks. Also wir reden hier wirklich von Grau... Ja, der war auch gedeckt. Aber es ist ein tolles Gefühl. Ich wollte ja einen am liebsten gar nicht einlösen. Ich wollte ihn an die Wand hängen. Das war mein erster Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit. So habe ich das gesehen. Ja nun, 104 Mark waren das. Bitte.

Korpo Content Lab: Der war gedeckt.

Korpo Content Lab: Das ist ja nach heutiger Kaufkraft fast 10.000 Euro vom Wertgefühl her.

Heiko Langhans: Ich ja nicht, aber es war schon ein tolles Gefühl. Da hatte ich gemerkt, da ist was möglich. Und ungefähr ein Jahr später ging das los mit den Übersetzungen.

Korpo Content Lab: meine, deine Vita, liest sich ja auch wie ein wunderschöner literarischer Flickenteppich. Wie würdest du selbst die Überschrift darüber setzen?

Heiko Langhans: Ich weiß es nicht. Da gibt es schon eine gewisse Stringenz im Ablauf und in dem, was ich dann immer so betrieben habe. Aber es ist nicht das, was einem geregelten Berufsbild ähnlich ist. Oder vielleicht schon. Aber...

Korpo Content Lab: So.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Es folgt einem bestimmten Weg, einem bestimmten Kurs. Mir ging es immer ums Schreiben, mir ging es ums Veröffentlichen. Und ich habe ja immer noch den Traum, eigene literarische Texte dann wie eine Erzählform zu verfassen. So weit ist es noch nicht, noch nicht ganz, aber ich hatte dann ...

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: den Umweg über diese Artikelschalberei gemacht und übersetzen, da muss man ja auch einigermaßen geschliffen formulieren, dass der Redakteur auf der anderen Seite keinen Schreikampf kriegt. Mein erstes Moduskript kriegte ich irgendwann zurück und kriegte auch einen Schreck, weil das alles voll war mit Rotstiften. Aber, platt rum.

Korpo Content Lab: Du hast auch!

Korpo Content Lab: Das war bei meiner ersten Publikation auch der Fall, wo ich auch gedacht habe, so habe ich irgendwas im Studium gelernt, aber am Ende war es dann doch gut und auch was gelernt.

Heiko Langhans: Es war frustrierend, aber dann kriegte ich auch Belegexemplare und das war dann auch wieder sehr schön und hab mir gut gefallen. Das ist ein herrliches Gefühl. Der eigene Name gedruckt zu werden.

Korpo Content Lab: Absolut. Ja, ich kenne das, wenn man das Papier dann in Hand hat. Ja, ich kenne das auch, wenn du deine Publikation hast und die ist in einem Sammelband drin und da dein Aufsatz von dir drin und du denkst dir, wow, jetzt bist du ein richtiger...

Heiko Langhans: Ja, der eigene Name gedruckt, gedruckt, das ist also ein Schritt in Richtung Unsterblichkeit. Na zu. Ja.

Korpo Content Lab: Ja, du ein Profi, ist man dann auch. Aber apropos Profi, du hast ja gesagt, Telefonmarketing, das machst du nie wieder. Warum eigentlich? Und was därt man daraus fürs Leben?

Heiko Langhans: Hmmmm

Heiko Langhans: Telefonmarketing. muss sagen, habe vorher eine ganze Zeit als Nachtwächter in einer Werkebeagentur gearbeitet. Das war unglaublich spannend. Und dann haben sich meine Wege und die des Sicherheitsdienstes, für die ich eigentlich tätig war, dort getrennt und ich musste was anderes machen und habe dann Telefonmarketing gemacht. Diese Tätigkeit ist nicht schön. Man reagiert, man muss sich das vorstellen, man sitzt in einem Callcenter, hat diesen Kopfhörer auf und man muss auf die über dich hinein brechenden Anrufe reagieren, die ausgelöst werden durch irgendeine Werbeanzeige im Fernsehen. Da wurde damals die Telefonnummer eingeblendet, weiß ich, ob das immer noch so ist und da soll man sich melden und dann tun die entsprechenden Leute, die in diesem Callcenter sitzen, so, als würden sie für diese Firma arbeiten. Das tun sie natürlich auch indirekt, man ist halt nicht die, keine Ahnung, Partnervermittlung sowieso oder Süddeutsche Klassenautorie oder sonst irgendwas an der Art. Man kriegt ungewollte Einblicke in deutsche Wohnzimmer, die nicht schön sind.

Korpo Content Lab: Ja, gleich.

Heiko Langhans: Ich muss dazu sagen, ich hatte die Nachtschicht geschoben. Das fing an 18 Uhr und konnte dauern, je nachdem wie die Spots geschaltet worden waren im Privatfernsehen, konnte das gehen bis nachts 2. So und...

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: zum Teil kriegt man da auch Leute, einfach nur ins Mikrofon stöhnen, weil sie diese Anzeigen der Falschen interpretiert haben. Ja, genau das, was du jetzt denkst. Genau das, was du jetzt denkst.

Korpo Content Lab: Bezogen auf die Werbespots, die immer 12 Uhr bei DSF liefen, wenn da jetzt gerade nicht die LKWs gezogen worden sind.

Heiko Langhans: So etwa in der Art, ja genau. Und das macht man nur in einer begrenzten Zeit mit. Da sie das drei Jahre lang durchgehalten haben, war der finanzielle Not geschuldet.

Korpo Content Lab: Ja, das ist schlimm. Ich kenne das ja aus meinem Job, weil wir ja auch im Tech-Bereich natürlich auch in die Call Center vermitteln bzw. in den Kundensupport mit dem First, Second und Third Level, weil es ja wichtig ist, wo sind die Probleme bei den Kunden, damit die Produkte optimiert werden können. Und die kriegen es ja auch immer hart ab. Seitdem ich das weiß, was das für ein anstrengender Job ist, ich es den Leuten, die immer am anderen Ende des Telefons sitzen, immer sehr freundlich und nett damit. Ich weiß, ist ein schwieriger Job, den sie haben. Aber lass uns mal ein bisschen über deine Familie und die Verwurzungen in der Verbindungswelt sprechen. War das für dich eine Bürde oder eher eine Einladung? Weil du hast ja auch einen gewissen Corpo Background Familiär. Willst den mal vorstellen?

Heiko Langhans: Ja, gern.

Heiko Langhans: Richtig. Mein Vater, vor einiger Zeit verstorben, war alter Herr meiner Verbindung, der alten Turnerschaftsdienst wie in Niedersachsen, hatte geheiratet die Tochter eines Verbandsbruders der heutigen Frisia Albertina Braunschweig. Die Familie meiner Mutter kam aus Königsberg. Die Turnerschaft Frisia hatte ihren Sitz einst dort und hat sich dann 57 in Braunschweig wieder aufgemacht. Entsprechend war mein Onkel, der Bruder meiner Mutter, kooperiert und zwar in Hamburg bei der ZSW in Niersachsen. Von daher war das immer etwas, was da so im Hintergrund herumschwebte. Da gab es eben auch viele Freunde und viele Bekanntschaften. Und ab und zu tranken die sich aus seltsamen geformten Krügen zu. Und gelegentlich trug Papa so ein Band und andere trugen auch ein Band. Und einmal wurde ich mit auf ein merkwürdiges Haus gebracht. Da muss ich neun oder zehn gewesen sein. Und ich glaube, ich sah eine Fernsehsendung über die Fußballweltmeisterschaft. Das muss so 1970 gewesen sein.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Und mit der Name Beckenbauer kam immer wieder mal durch und Uwe Seele, legendäre Namen. Und dann guckte ich mich dort so und kriegte einen fürchterlichen Schreck, denn ich sah an der Wand sehr streng blickende Menschen. Alle in der Mütze, die Papa aufhatte und nicht wenige davon mit, nun ja, einschlägenden Gesicht. Und sehr streng guckend für meine Begriffe.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Diesen Schreck habe ich überwunden. Ich im Laufe der letzten Jahre bei uns unsere Galerie auf dem Haus ein wenig modernisiert und überarbeitet und verjüngt und ergänzt. Da hängen jetzt also tatsächlich 150 weitere neue, also eigentlich alte Bilder. Das ist aus diesen Recherchen hervorgegangen, an denen ich seit nahe 2014 ziemlich genau arbeite. Also jetzt etwa schon zehn Jahre.

Korpo Content Lab: Ja, da sprechen wir ja auch gleich drüber. Wie hat sich denn dein Blick auf die Verbindungswelt über die Jahre gewandelt? Vom Aktiven der Alterrensohn ist beziehungsweise mit beiden Seiten, da den Hintergrund hier hat, hin zu jemandem, der sich forschungstechnisch hinsetzt und ja, eine riesengroße Datenbank im Grunde ja praktisch erstellt oder also ein Konvolut an Biografien erstellt.

Heiko Langhans: Ja.

Korpo Content Lab: Wie ist deine Perspektive aus der Vogelperspektive der letzten Jahrzehnte? Der Wandel?

Heiko Langhans: Der Wandel. Es ist ein bisschen schwierig, wenn ich jetzt sage, ich stand da so ein bisschen als Außenseiter innerhalb meiner Bundesbrüder mit dabei, dann trifft es das nur bedingt. Es gab und gibt Bundesbrüderlichkeit, gab und gibt auch Freundschaften, die sich entwickelt haben. Aber manchmal hatte ich schon das Gefühl, dass ich da auch mit meinem Hobby und meiner Tätigkeit da ein bisschen alleine stehe. Mittlerweile hat sich das geändert schon. Aber es führte dann auch zu einem gewissen kritischen Blick zum Verbindungswesen insgesamt. Und da gibt es ja durchaus auch etwas, oder das eine oder andere zu kritisieren. Beispielsweise... ...wurde mir damals schneidiges Auftreten nahegelegt. Was immer man darunter jetzt verstehen mag. Ich war ein ganz junger Kerl und wusste eigentlich nicht, was jetzt genau von mir verlangt werden sollte. Ich kann mir vorstellen, dass ich in dieser Hinsicht gar nicht mal der Einzige war, mit allen jungen Füchsen so, die dann sagen, so guck mal auf, hier, Zeig Haltung, mal, habt Auftritt und lasst dir nichts gefallen. Gut, wunderbar. Aber das führt dann bewusst oder unbewusst

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: in den Anfängen zu einer gewissen Arroganz und einige Kooperierte werden das nicht los. Die nehmen das als frühen Charakter zuvon und meinen dann, ob zu Recht oder zu Unrecht, dass das ihnen auch im Berufs- und Geschäftsleben weiterhilft. Ich bin mir da nicht sicher. Andererseits bin ich ja auch nicht unbedingt im klassischen Berufs- oder Geschäftsleben drin von...

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: den üblichen Gesprächen über Aufträge oder ähnliches mal abgelehnt. Ich muss keine Gewinnmaximierung betreiben, ich keine Umsätze steigern oder so etwas, was so das typische ist, was in meinem wirtschaftlichen Berufsfeld passiert. Ich mache eigentlich auch wenig Verwaltungsarbeit und ich habe keine Vorgesetzte mit dem Sinne des Finanzes. Das ist eine andere Sache. Das heißt, ich konnte da immer so mit einem gewissen Abstand auf die Dinge blicken. Ob mir das möglicherweise den Blick getrübt hat oder eine Ahnungslosigkeit beschert hat, wie es im Berufsleben, im normalen Berufsleben tatsächlich läuft, das weiß ich nicht. Andererseits weiß ich auch, dass ich es nicht anders machen möchte. Ich sehe Verbindungen immer noch kritisch, aber ich habe

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Ich bin seit nunmehr über 40 Jahren in meinem Bund. Ich habe immer wieder auch das Amt des Fuchsmajores übernommen, zuletzt vor zwei Jahren auch einmal. Es könnte ein bisschen länger her sein. Das stimmt, es ist ein bisschen länger her. Das war kurz vor Corona. Wir hatten keinen Fuchsmajor, gesagt, pass mal auf, ich mache Fuchsesstunden. Ich kümmere mich die Bengels, damit die nicht ganz alleine sind. Das war mal wieder Engpass, wirst du kennen. Es gibt immer wieder mal Engpass und dann müssen sich Alpen ran.

Korpo Content Lab: Haben wir auch gerade. Wir haben auch einen alten Herren, der sich bereit erklärt hat, den Fuchsenmajor momentan genau jetzt in diesem Moment zu machen.

Heiko Langhans: ja, wunderbar. Daraus kann sicherlich was Gutes werden. Das ist auch eine gewisse Verantwortung. Ich halte es mir zu Gute, ich viele der Füchse, die ich unter mir hatte, auch heute noch meine Bundesbrüder nennen kann. Was ja auch nicht selbstverständlich ist.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Es ist ja halt so, dass, wenn man sich das so überlegt, es gibt eine Abbrecherquote von irgendwas zwischen 40 und 50 Prozent. Historisch gesehen. Das heißt also, es tritt jemand als Fuchs ein und kann möglicherweise auch erst nach Jahrzehnten aus irgendeinem Grund wieder austreten. Und wenn man das dann so mal abrechnet und sich Überblicksweise anschaut, dann sind es tatsächlich 40 bis 50 Prozent. Die Abbrecherquote bei Füchsen

Korpo Content Lab: Ja, das sagen wir ja auch. Wir sagen immer so, wenn du vier Füchse hast, dann hast du einen für den harten Kern gewonnen, den Bund wirklich erweitert, auf den man sich verlassen kann. Der zweite wird in der Regel so ein Mitläufer-Karteileiche. Einer wird rausgeschmissen und einer verschwindet im Laufe der Zeit. Man hört nichts mehr von dem.

Heiko Langhans: Ja.

Heiko Langhans: Hehehe! Das ist dann aber schon auch eine Abbrecherquote von drei Vierteln, wenn du das so sagst. Ich sehe es ein bisschen optimistisch, aber ich glaube, das ist von Bund zu

Korpo Content Lab: Ja, netto hast du zwei neue immer. Praktisch.

Heiko Langhans: Ich habe ja immer diesen irrwitzigen Vorschlag, dass man nicht inaktiviert werden darf oder nicht filistriert werden darf, wenn man nicht mindestens zwei Leute gekalt hat. Die haben gesagt, das geht doch gar nicht, das ist dann wie diese Schachbrettproblematik. 2, 4, 8, 16. Ich sag, nee, nee, kenn das. Ihr könnt zwar zwei Leute keilen, aber es wird doch nur einer da bleiben.

Korpo Content Lab: Das ist gesund und sinnvoll.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Naja, der Vorschlag ist nicht durchgekommen.

Korpo Content Lab: Das ist Äquivalent der hohen Kindersterblichkeit des 19. Jahrhunderts. ist die hohe Austrittsquote in den Bünden. Aber es liegt auch ein bisschen an der Atmosphäre. Auch das Lebensbundkonzept ist ja so eine Sache. Für mich ist es selbstverständlich. Ich werde versuchen, zum Lebensende in meinem Bund zu bleiben. Auch wenn es mal schwierige Zeiten gibt, die ich auch schon kennengelernt habe. Und auch mal Zeiten hatte, wo man Bundesbrüder hatte, die man nicht so gemocht hatte wie sonst den Rest. Das ist ganz normal.

Heiko Langhans: Ja. Soll ich auch noch was

Heiko Langhans: Hm.

Korpo Content Lab: Ich glaube, das ist für viele junge Leute ein schwieriges Konzept, dass die sich auch mit Anfang 20 direkt für den Bund entscheiden müssen, dann ein Jahr, Fuchs sind, aber unter besonderen Bedingungen letztendlich, sie sind ja nicht wie burschenfrei unterwegs, dann kommt der Burschen-Eid, dann bleibst du bis zu deinem Ende Mitglied. Sachen verändern sich, die Perspektiven verändern sich, man entwickelt sich anders weiter als gedacht am Anfang, deswegen ist das schwierig. Ich hab da aber auch keine Lösung. Vielleicht gleich alle 10 Jahre ne Eiterneuerung oder wie auch immer auf Zeit. Ob das manchmal bei Ehen auch der Fall ist.

Heiko Langhans: Das wäre eine Lösung. es ist ja so, dass diese Dinge von vornherein den jungen Bundesbrüdern erklärt werden. Es wird gesagt, du mal auf. Du hast dich entschieden, unser Band aufzunehmen. Sei dir darüber im Klaren. Wir wollen, dass das für die Ewigkeit ist und es wird eher schön, wenn du das aufmachst.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Das heißt, dieser Ansatz ist von vornherein klar. Die Jungs wissen, worauf sie sich drauf einlassen. Ist eigentlich auch wie bei einer Ehe. Normalerweise wäre es ja so, man schießt ja keine Ehen auf Zeit.

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Nee, Ich meinte, es gibt ja immer wieder Leute in Ehen, die erneuern das Versprechen, sozusagen. Ich bin auch verheiratet, wir bleiben bei dem, was beim Standesamt passiert ist. Aber es ist einfach nur als Impuls jetzt gerade gedacht gewesen.

Heiko Langhans: Ne.

Heiko Langhans: Ja, ja, ja. Also ich persönlich halte von einem erneuerten Eheversprechen nicht unbedingt zurück. Etwas, wenn das vorher nicht geklappt hat, dann wird das später auch nichts mehr werden. Also das ist ja der Kern eines Eides oder eines Versprechens. Man zieht das durch.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Aber gut, ich bin ja auch alt, ich sehe das anders. Ja klar, ich habe nichts anderes unterstellt. Aber ich weiß, worauf du hinaus willst. Naja.

Korpo Content Lab: Ich bin da auf deiner Linie, ich seh das auch so.

Korpo Content Lab: Das ist es ja gerade. Das Problem ist, was ich heute vor allem bei der jetzigen Generation beobachte, die an die Unis kommt und dementsprechend in die Verbindungen rein, die wollen sich nicht so stark binden. Die wollen sehr unverbindlich bleiben. Ich glaube, das ist auch gerade wieder so eine Sache. Das könnte wiederum für viele ein Problematik sein, wenn sie dann in der Verbindung sind, weil sie irgendwie einen Hinterkopf haben. könnte dann noch eine bessere Verbindung die Ecke kommen, wie das auch in deren Partnerschaft häufig zu beobachten ist. Dass irgendwie immer noch die Gedanke ist, da kann noch jemand Besseres kommen. Aber nichtsdestotrotz, das System funktioniert hier. Genau. Aber dann lass uns doch mal ein bisschen über deine Tätigkeit als Autor, als Übersetzer, als Kommentator sprechen. Du hast ja unzählige Veröffentlichungen. Das ist ja etwas, du mir irgendwann, hab ich ja erst mit dem Lebenslauf von dir gesehen, die du mir geschickt hattest. Wir hatten ja schon mehrfach Kontakt in der Vergangenheit. Du hast ja dieses lose Blattlexikon mit als Autor unterstützt. Du hast ...

Heiko Langhans: So prüfen wir sich ewig, Kindet.

Korpo Content Lab: Übersetzungen aus fremden Welten vorgenommen und zwar auch nicht wenige. Was treibt dich an, so lange daran zu bleiben?

Heiko Langhans: Hm.

Heiko Langhans: Ja, was heißt so lange daran zu bleiben? Erstmal ist jedes Buch, sorry, erstmal ist jedes Buch ja so eine neue Herausforderung. Das ist das eine. Zum anderen, das ist ein relativ endliches Projekt jeweils immer. Es sind 300, 400, 700 Seiten und das sollte man sich ein bisschen einteilen. Die Einteilung wird es ja praktisch schon vorgegeben durch die Kapitillänge beispielsweise.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Und irgendwann ist dieses Buch fertig. Dann lehnt man sich zurück und freut sich, dass die Arbeit durch ist. Und man freut sich dann noch mehr, wenn es vielleicht in drei, vier Monate später durch die Produktionsvorlaufzeit ist, dann auf den Markt kommt und wieder einmal der Name irgendwo dann da drunter steht. Das ist immer nett. Aber ich verstehe im Grunde genommen die Frage,

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: nicht weil es ja auch so ist.

Korpo Content Lab: Also ich rede nicht vom einzelnen Buch. Ich rede davon, diese Tätigkeit, Übersetzen jetzt über einen so langen Zeitraum durchzuführen. Das meine ich. Also was hält dich da dran? Also wie arbeitest du zum Beispiel? Wie schaffst du es, deinen inneren Schweinehund zu überwinden? Kannst dich morgens einfach hinsetzen und du sagst dir, heute übersetze ich diese 15 Seiten, das ist mein Tagesziel. Also ich weiß nicht, ob das realistisch ist oder ob das weniger ist pro Tag. Und das wiederholst du ja immer und immer wieder. Das ist ja kein Also noch nicht mal ein rundenbasiertes Spiel, sondern es ist ja der Runde ein unendliches Spiel, weil nach jedem Beutel ein neues Buch.

Heiko Langhans: Ja, es ist... Also, du gehst da vor einer möglicherweise irrigen Annahme aus. Nämlich der, dass ich zu jeder Zeit einen Auftrag gehabt hätte. Dem ist nicht so. Da gab es zwischendurch immer wieder Pausen. Das ist das Problem des Fallberufs. Aber ich einmal auch die... Ich hatte eben halt die Artikelschreiberei und ich habe die Übersetzungen gehabt. Das waren immer so Dinge, die nebeneinander herliefen.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Wenn ich mal auf der einen Seite nichts hatte und hatte dann Glück, dass ich woanders was als Übersetzung reinbekommen habe, dann war das schon mal ganz gut. Die Artikel hatten immer viel Spaß gemacht. Mehr Spaß als das Übersetzen, weil das praktisch so etwas Eigenkreatives dann auch war. Die Formulierungen waren dann meine, während ich bei einer Übersetzung...

Korpo Content Lab: Hm?

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Ich eigene Formulierungen, aber die orientieren sich ganz zwangsläufig an dem, was mir der Autofolge geht.

Korpo Content Lab: Da habe ich direkt mal eine Frage an dich, weil mich das auch an den Lateinunterricht erinnert. Und zwar, wenn du etwas übersetzt... Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, da rauch mal ich ja nicht hinaus. Wenn du etwas übersetzt, was ist dir wichtiger? Ist es wichtiger, dass du den Sinn übersetzt, den dieser Satz vor dir hat oder die möglichst grammatikalisch getreue Übersetzung?

Heiko Langhans: Da außen mit Tanschen hab ich nie ein Alus. Mhm.

Heiko Langhans: Beides. Je nachdem. Das sind... Ja. Das ist das Dilemma des Übersetzers. Ein Italiener hat mal gesagt... Wie war das nochmal? Tradutore traditore. Der Übersetzer ist ein Verräter. Ich spreche eigentlich kein Italienisch. Ich fand das nur so spannend, weil es sicher nahezu reinkommt.

Korpo Content Lab: Okay.

Korpo Content Lab: Mhm.

Korpo Content Lab: können wir kurz Pause machen.

Korpo Content Lab: Ich habe ein Richtmikrofon hier oben dran, das kann nicht so gut den Rest ausblenden, wie das jetzt ein KLI-getriebenes, moderneres USB-Mikrofon kann. Das aber bewusst gekauft, damit ich aus der Distanz sprechen kann, dass es frei ist und ich nicht hier Mikrofonarm vor meiner Nase habe.

Heiko Langhans: Ja, die Aufnahme läuft jetzt weiter und du schneidest dann nachher? Gut. Okay, also noch einmal Traditore, Traditore, der Übersetzer ist ein Verräter. Was besagt, dass bestimmte Nuancen einer fremden Muttersprache dem Übersetzer entweder entgehen oder er sie nicht auf gleiche Art und Weise übernehmen kann.

Korpo Content Lab: Genau. Richtig.

Heiko Langhans: Deswegen werden KI's beim Übersetzen auch ständig scheitern. Jede Sprache ist eine Arbeit mit Kontexten. Jeder Satz funktioniert nur innerhalb eines bestimmten, also innerhalb des Zusammenhangs, in dem er gesprochen wird.

Korpo Content Lab: Mh.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Das sieht man bei einzelnen Worten am ehesten. Wenn ich jetzt zum Beispiel das Wort Hof nenne, dann kann das sein ein Vorplatz eines Hauses beispielsweise, ein Königshof, es könnte auch ein Gerichts...

Korpo Content Lab: Mhm.

Korpo Content Lab: Hm?

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Hof sein. kann dieser Schimmer einen Himmelskörper sein, also den Mond beispielsweise, das nennt man auch einen Hof. Je nachdem was jetzt der Zusammenhang ist, wird es erst dann klar, welchen Hof ich jetzt gerade gemeint habe.

Korpo Content Lab: Hm?

Korpo Content Lab: Die Synonyme heißt, die da auch die Schwierigkeiten bieten.

Heiko Langhans: Nein, ist nur in diesem Einzelfall, klingt das jetzt so bisschen überspitzt, aber man muss schon wissen, worum es da eigentlich geht. Wortspiele kommen dann mit hinzu, die im Englischen oder im Italienischen vollen, ich kann kein Italienisch, ganz anders klingen oder auch eine ganz andere Bedeutung haben, die

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: nur in der eigenen Sprache dann richtig funktioniert oder richtig funktioniert und die muss man dann möglichst

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: auf gleichem Niveau der Übersetzung unterbringen. Da muss man sich möglicherweise auch neue Wortspiele ausdenken, die im Deutschen funktionieren und ihnen etwa den Sinn wiedergeben. Aber es ist halt nicht das Wortwörtliche, was in einem Originaltext drin steht. Das ist halt so.

Korpo Content Lab: Ja, also die Sache...

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Ja, das ist ja das, was mir auch aufgefallen ist. Vor allem da hatte ich ja mit den Finn auch in unserer Literatursendung drüber gesprochen. Es ging da zum Beispiel das Buch Unter Null von Brad Easton Ellis. Und zwar, das heißt im Englischen Original Less Than Zero. Also und der deutsche Übersetzer bzw. der Verlag hat sich dann am Ende entschieden, das unter Null zu nennen. Das finde ich halt wiederum sehr, fand ich sehr schwierig. Also es regt mich bis heute so ein bisschen auf, muss ich sagen. Weil wenn man das Buch ja liest, dann merkt man, dass es ja auch

Heiko Langhans: Ja. Ja.

Korpo Content Lab: eine Songzeile ging von Elvis Costello, wo Less Than Zero in dem Gesamtkontext, der dort in diesem Lied drin ist, das Ganze eigentlich mit weniger als Null zu übersetzen mehr Sinn gemacht hätte. Und das ist das, was ich immer sehr spannend finde, wie gehen da Übersetzter mit diesem Sachverhalten wo es dann auch populäre Kultur geht, wo es Insidertum geht, wo die Szene weiß, worüber gesprochen wird. Aber der Übersetzer vielleicht ja jetzt in dem Sinne nicht Teil dieser Szene ist, sondern er hält den Auftrag, das Buch zu übersetzen und macht dann solche Sachen. Eine Bekannte von mir, die ist ja auch Übersetzerin, so wie du, die meinte, dass die Titel sehr häufig aber vom Verlag festgesetzt werden, also die Übersetzung und nicht der Übersetzer selber.

Heiko Langhans: Das ist richtig. Das ist richtig. Eine Möglichkeit, auf diesen Roman von Brad Eason Ellis zurückzukommen, wäre natürlich auch gewesen, und das wird ja häufig auch gemacht, den englischen Titel einfach so zu belassen. Less than zero ist gängig und das kann man da auch immer noch nehmen. Es werden oft genug englische

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Mh.

Heiko Langhans: Titel erdacht, die vorher mit dem ursprünglichen Romanentitel nichts zu tun hatten. Es gibt ein Autorduo Preston und Child. Ich weiß nicht, ob du die mal gesehen hast. Irgendwo waren sie dem Best-A-Land-Sylton. Sie sind beim, ich glaube, Knauer Verlag. Sie haben so eine ganze Romanserie geliefert, einen sehr seltsamen FBI-Agenten. So eine Mischung aus Fox Mulder und Sherlock Holmes, wenn es so etwas gibt. Und die haben sich hingesetzt und haben zu jedem Einzelnen, weil es so schön klingt und weil der erste Band so angefangen hat, ein ein Wort, englisches Wort dort reingesetzt, was in vielen Fällen mit dem Originaltitel nicht das geringste zu tun hat. Man fragt sich warum. Gut, irgendjemand hat mir mal gesagt, Englisch ist cool.

Korpo Content Lab: Mhm.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: und hat sich dann hingesetzt und hat ein Science Fiction-Roma geschrieben, wo es ein altes Generationsraudenschiff geht, das vor Hunderten von Jahren gestartet ist und erzählt mir dann oder ich muss dann solche Sachen lesen, er bediente den Joystick. Das ist eine uralte Zivilisation von vor Anno Zack, aber der bedient dann den Joystick. Sowas macht mich irre.

Korpo Content Lab: Hm?

Korpo Content Lab: Okay. Das macht für dich ein gutes Buch aus und wie beeinflusst das deine Übersetzungsarbeit? Weil manchmal, ich meine, es gibt ja auch noch Schriftsteller, die sind von Weltrang, die haben eine Sprache, einen Satzbau drauf. Wie gehst du da als Übersetzer mit

Heiko Langhans: Hmm... Also ich muss sagen, wenn man nach hochliterarischen Ansprüchen sucht, habe ich mich wohl eher im mittleren Bereich betätigt. Science-Fiction-Literatur, Fantasy-Literatur, Krimis, gelegentlich auch den einen oder anderen Horrotext. Das habe ich gemacht und da hängt es immer sehr von dem jeweiligen Autor ab, wie er dann mit der Sprache umgeht. Es gibt einen... Ja, man kann sagen, Horror-Fantastik-Autor namens Clark Ashton Smith, von dem habe ich etliche Kurzgeschichten übersetzt, der hatte ein Händchen für exotisches Vokabular. Das war ausgesprochen anspruchsvoll, ausgesprochen schwierig, weil ich zum Teil auch gar diese Dinge, also diese Vokabeln gar nicht wusste und erst mal mir das erschließen musste. Nach einer Weile kam ich drauf und dann lief das auch ganz gut. Ich habe dafür tatsächlich auch ein Fable für diese Art von altmodischen Formulierungen, die der Autor jetzt damals verwendet hat.

Korpo Content Lab: Also du meinst, wie jeder Brief von einem Core-Convent, den man bekommt, mit Unterfertigter.

Heiko Langhans: Unterfertigt. Ja, nein, ist... Lass mich da bitte einmal ganz kurz eine Brücke schlagen. Es ist manchmal diese Verliebtheit in eine idealisierte Vergangenheit, die mich... am Verstand der Briefeschreiber zweifeln lässt. Deswegen einen Co-Convent als Beispiel genommen mit Unterfälligkeit. Was soll das? Anstatt sich ganz normalen Höflichkeit zu befleißigen und in klarer Sprache zu sagen, worum es eigentlich geht, werden dann die absonderlichsten Spezialbegriffe verwendet. Im Übrigen von Verbindung zu Verbindung noch nicht einmal einheitlich. Das ist ein beliebtes Thema bei Facebook-Foren wie Tradition mit Zukunft oder Studentikersammler. Dass also jetzt bei den Verbindungen, was weiß ich, Tuisco hinter Tupfingen, hat man von 1887 bis 1903 diese Formulierung für eine

Korpo Content Lab: Mmh.

Heiko Langhans: für den Eintritt eines Fuchsen verwendet, nicht Abmission, sondern Rezeption. Angeblich muss man das dann wissen. Es gibt 11.000 Verbindungen, im dem, ich habe vergessen, wie dieses Nachschlagewerk heißt, SSC. Es hat sich jemand hingesetzt, vor Jahren schon, auf CD.

Korpo Content Lab: Ja klar.

Heiko Langhans: studentischen Verbindungen erfasst, jetzt nicht personell, sondern praktisch in mini Bundesgeschichten. Was ist aus denen geworden, wie wurden die Gründe usw. so fort. Und hat dann diese Zahl von 11.000 ermittelt, die es irgendwann mal gegeben hat, im deutschsprachigen Raum.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Hief Himmel. Insofern bin ich da also ein Waisenknabe dagegen, wenn ich mich mit den Turnerschaften des alten Vertreterkonvents auseinandersetze. Je nach Zählung waren das etwa 120.

Korpo Content Lab: Ja, spannend. Das ist ja... Lass uns mal zur Frage zurückkehren. Was macht für dich ein gutes Buch aus?

Heiko Langhans: Gut, wie kann ich jetzt darauf?

Heiko Langhans: Ein gutes Buch müsste mich fesseln. Ich darf nicht das Gefühl haben, dass ich dümmer werde beim Lesen. Und es gibt solche Bücher, bei denen man dümmer wird.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: die erscheinen meistens im Koa-Verlag. Und, ja, Liebesromanen und... Egal. Es gibt auch da möglicherweise sehr gut geschriebene Sachen, aber ich lese das kaum. Ich möchte etwas aus diesem... Aus dem Buch lernen können. Abgesehen davon, dass die Handlung mich mitreißen soll. Aber ich möchte etwas lernen. möchte... Ich möchte eine Anregung bekommen, mich auch weiter... mit diesem Thema über Umwege oder direkt weiter zu befassen. Das können ganz unterschiedliche Themen sein. Ich möchte etwas mitnehmen aus einem Buch. Schöne Sprache ist auch nett, ist aber kein Muss. Es gibt Bücher, die sind in ganz einfacher Sprache geschrieben, aber die hinterlassen einen gewaltigen Eindruck. Insofern ist das ganz unterschiedlich. Wir hatten in unserem gestrigen kurzen Gespräch, hattest du dich auf deutsche Literaten ausgebreitet, die dich also besonders begeistert haben. Die sagten, die wären stilprägend und so weiter und so fort. Es kann an der telefonischen Verbindung gelegen haben, Aber ich hatte von keinem dieser Leute vorher noch etwas gehört. Der Punkt ist auch, ich glaube, dass das, was als deutsche Hochliteratur gehandelt wird, nicht das ist, was die Leser, die breite Öffentlichkeit interessiert.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Beispiel

Heiko Langhans: Efraim Kishon, sagen wir mal so. Ein Satiriker von Weltrang. der schreibt kurze, zackige oder hat geschrieben kurze, zackige Satiren über das Leben in Israel. Und befasst sich auch mit vielen, vielen anderen Dingen.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Das ist keine Hochliteratur, aber es ist etwas, die Leute dazu bringt, a, weitere Bücher von ihnen zu kaufen und b, die Leute werden nicht dümmer davon. Die finden das dann witzig und werden durch die Bücher angeregt, sich beispielsweise dann eben mit dem Israel der 60er und 70er Jahre auseinanderzusetzen. Oder wie es sich heute damit verhält. Insofern, Ziel erreicht.

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Man darf den Wert der Unterhaltungsliteratur nicht unterschätzen. Und dass hierzulande immer noch der große Unterschied gemacht wird zwischen sogenannter ernsthafter, bzw. Hochliteratur und den beliebten Büchern, die tatsächlich eine höhere Auflage haben, sich tatsächlich, mein Gott, verkaufen und viele Leute das dann lesen. Wichtiger für Wichtiger für die Beschäftigung mit Büchern ist die Unterhaltungsliteratur, weil sie attraktiver ist.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Ich hatte eine

Korpo Content Lab: Aber das mache ich momentan auch. Also ich habe eine Zeit lang sehr viele Sachbücher immer wieder gelesen, halt auch im Zuge der Unternehmensgründung einfach Fachwissen, Erfahrungswerte sich zu holen. Jetzt habe ich wieder eine Phase, wo ich sehr, viele Romane lese. Und einer der Schriftsteller, ich auf die ich hier angesprochen hatte, das war ja Benedict Wells zum Beispiel mit Heartland. Das hat ja auch den europäischen Buchpreis gewonnen und wird auch jetzt in Schulen sogar auch gelesen, dieses Heartland, was ich von ihm gelesen habe. Und ich muss sagen, das war halt wirklich ein tolles Buch.

Heiko Langhans: Mhm.

Korpo Content Lab: Und es ist halt auch schön, wieder einen Roman zu lesen und nicht nur immer diese Sachbücher und auch sich in diese Menschen, in diese Protagonisten und weitere Figuren reinzudenken. Aktuell lese ich zum Beispiel von Tarkes Wirger Polina und das ist schön, in dieser Welt abzutauchen und vor allem, wenn du dann auch noch eine schöne Sprache hast, die so wie eine Melodie ist, wo du dich da mit treiben lassen kannst. Das ist toll.

Heiko Langhans: Ja.

Heiko Langhans: Ich muss sagen, ich lese sehr sehr viel Bücher auf Englisch. Ich habe vorhin auch über Thomas Harris gesprochen, der eine unglaublich dichte Sprache hat. Wenn man Hannibal Lecter nur aus dem Filmen kennt, dann entgeht einem, woher das eigentlich kommt. Der Verfasser ist Jahrgang 1940 und hat

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: sechs oder sieben Bücher geschrieben im Laufe seines ganzen Lebens bisher. Der war Verbrechensreporter. Über Jahrzehnte kannte sich dann also aus. Aber der hat einen tollen Stil und wenn das ein Gefühl ist, das man haben möchte, gelegentlich kriegte ich das frieren.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: bei seinen durchaus detaillierten und aber fast schon poetischen Darstellungen dieser Morde und Verbrechen. Gut.

Korpo Content Lab: Es ist ja das, was Truman Capote auch mit In A Cold Case, glaube ich, versucht hatte, hinzubekommen. Also diesen Stil auch zu übernehmen, wie ein Journalist, der über das Ganze berichtet. Also in einem Stil als...

Heiko Langhans: Mag sein, ehrlich gesagt, aber ehrlich gesagt, das hab ich nicht gelesen. Das sind eher die modernen Krimis, denen ich mich dann befasse. Aber ich nehme das als Tipp und werde das mal aufgreifen.

Korpo Content Lab: Was liehst du lieber, das englische Original oder die deutsche Übersetzung? Weil ich frage das nämlich aus dem Hintergrund, meistens finde ich das englische Original besser, aber ich habe den ganz speziellen Fall die Bücher von John Irving auf Englisch, packen mich nicht so wie die deutsche Übersetzung, es im Diogenes Verlag gibt.

Heiko Langhans: Da hat man dann ein glückliches Händchen gehabt mit dem Übersetzer.

Korpo Content Lab: Es ist irgendwie, kommt es ganz anders rüber, muss ich sagen. Obwohl es die gleiche Geschichte ist.

Heiko Langhans: Er... Ich hatte vorhin ja die Schwierigkeit erwähnt, sprachliche Bilder, die der Autor dann im Original verwendet hat, im Deutschen rüberzubringen. Offenbar ist es jetzt den Übersetzern dargelungen.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: ähnliche sinngemäße Bilder für die deutschen Leser mitzuerschaffen. Und die dann mitzunehmen. Mir hat... Ich hab mal versucht, GARP zu lesen.

Korpo Content Lab: Hm.

Korpo Content Lab: Oder wie er die Welt sah.

Heiko Langhans: Das Thema hat mich nicht gereizt. Ich hab's nicht so mit dem Mainstream. Muss ich ganz ehrlich sagen.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Ich hatte mal einen Filmroman übersetzt von einem Herrn namens Max Allen Collins zu dem Film Dick Tracy. Mit Warren Beatty und Madonna, der um 1990-91 in die Kinos gekommen

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Und an Max Allen Connits bin ich so bisschen hängen geblieben. Der Mann ist 48, schreibt immer noch und hat so ungefähr 100 Bücher verfasst. Das ist nicht Literatur, aber sie macht Spaß und ich lerne tatsächlich was über das historische Amerika, weil er eine Romanreihe geschrieben hat um einen jüdischen Detektiv, der so eine Art Prominentenfälle in den 30er bis 50er Jahren

Heiko Langhans: ja, löst oder versucht zu lösen. Das gelingt ihm nicht immer. Der bislang chronologisch letzte Fall, den er am Wickel hat, ist die Ermordung von Robert F. Kennedy. Der liegt noch vor mir.

Korpo Content Lab: Mhm. Und den übersetzt du jetzt gerade, oder?

Heiko Langhans: Nein, den übersetze ich nicht, den lese ich einfach nur. Mit Übersetzung fürchte ich, bin ich nahezu durch. Ich habe meine Tätigkeit diesbezüglich begeistert einschränken müssen, als unsere Tochter auf die Welt kam.

Korpo Content Lab: Okay.

Heiko Langhans: Und der Deal mit meiner Frau bestand darin, da sie fest angestellt ist oder fest angestellt ist oder die Brötchen verdient, würde ich mich dann die Aufzucht und ehemalige unserer Tochter kümmern. Und das habe ich dann auch gemacht.

Korpo Content Lab: Hege und Jagd im Jahreslauf.

Heiko Langhans: Ich hoffe nicht mit nichts mit Jagd. Das war eine großartige Zeit. Mittlerweile ist sie schon ausgezogen und ich frage mich, wie das so schnell passieren konnte. Mittlerweile hat sie eine Ausbildung in Kiel angefangen und wir sehen uns noch mal recht regelmäßig. Ich wohne in der Nähe von Hamburg. Das ist also nicht allzu weit weg. Ja, es war und ist großartig, aber in meinem Umfeld hatte das tatsächlich so ein bisschen Befremden hervorgerufen. Wie jetzt? Deine Frau kümmert sich nicht ums eigene Kind? Natürlich hat sie sich ums Kind gekümmert. Genauso wie jeder andere berufstätige Papa sich sein Kind kümmern würde in der anderen Konstellation. Aber... Wie gesagt, das war der Deal.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Ich kann meine Tätigkeit immer wieder mal unterbrechen und meinetwegen auf einen Elternabend gehen oder mich den Kindergarten mit Betreuung zu kümmern und so weiter und so fort. Das ging alles. Aber im sehr männlich geprägten Kooperationsumfeld hat das tatsächlich

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: so ein bisschen Störenrunzeln hervorgerufen. Amüsiertes Störenrunzeln. Ich bin ja nun nicht der einzige, der so etwas macht.

Korpo Content Lab: Das dauert immer alles.

Korpo Content Lab: Aber ich glaube, das dauert immer etwas, bis es auch in der Verbindungswelt ankommt. Das hat immer so seine Zeitverzögerung. Aber immerhin kann man jetzt auch schon als Vater mit dem Kinderwagen über die Straße gehen. So weit sind wir schon.

Heiko Langhans: Ja.

Heiko Langhans: Das habe ich damals auch gemacht. Am Anfang war es ein bisschen schwierig, weil meine Mutter sehr krank geworden war und die Kleine eben noch mit der Fläschchen zu Wege war. Zwischen der Pflege und der Kindsbespaßung, das war auch etwas aufreibend eine Zeit lang.

Korpo Content Lab: Dann lass uns doch jetzt noch eine letzte Frage hier besprechen, bevor wir zum Vertreterkonventsindex kommen, weil wir müssen ein bisschen die Zeit im Blick behalten, damit es nicht zu lang wird. Kann ein Übersetzer praktisch ein literarisches Werk hinterlassen von Weltrang? Also in dem Sinne, dass man sagt, dass die Übersetzungen sprachlich-literarisch so von Wert sind, dass es ein Meisterwerk an sich ist.

Heiko Langhans: Okay.

Heiko Langhans: Es gibt einen Shakespeare-Übersetzer namens Teague, der hat's getan. Die deutschen Übersetzungen von Shakespeare, die William Teague hinterlassen hat, sind Standard. Das ist natürlich nicht das eigene literarische Werk.

Korpo Content Lab: Mh. Ist das die Bürde des Übersetzers?

Heiko Langhans: Ich habe mir darüber ehrlich gesagt nicht so große Gedanken gemacht. Es war und ist ein Brotberuf, natürlich. Es wäre ja blöd, was anderes zu machen. Wenn daraus mehr wird. Ja, also wenn Leute sagen, okay, ich gucke jetzt da vorne mal rein, der Langkanz hat es übersetzt, ja, das wird dann schon was taugen.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Das ist dann ein, und deswegen kaufe ich das Buch dann. Das ist natürlich dann ein Trugschluss, denn ich konnte und kann mir die Bücher, die ich übersetze, gar nicht aussuchen. Oder übersetzt habe, gar nicht aussuchen. Ich hatte vorhin ja gesagt, dass ich die Tätigkeit einschränken musste. Ich kriegte einmal einen...

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: einen Roman rein, der im Manuskript dann 1100 Seiten hatte. Das war schwierig. Denn zwischenzeitlich muss ein Fläsch hingegeben und Windeln gewechselt werden. Das also gleichzeitig zu bringen, das war keine gute Sache. Hat mir so auch, hat mir die Übersetzung selber nicht gefallen, ehrlich gesagt, im Falle Aqual auch nicht. Wurde trotzdem gedruckt, ist Ahnung. Ich werde den Titel jetzt nicht verraten.

Korpo Content Lab: Hört sich ein bisschen an nach unendlicher Spaß von David Foster Wallace. Das ist ja auch so ein Brecher.

Heiko Langhans: Ich sag's nicht. Ich sag's nicht. Ich sag's nicht. Nee, aber die Konzentration für ein literarisches Werk ist halt nicht drin, wenn ein Kindergartenkind dich herum ist. Du bist ja in einer ähnlichen Lage.

Korpo Content Lab: Absolut.

Heiko Langhans: Aber

Korpo Content Lab: Deswegen mussten wir den Talk ja heute verschieben.

Heiko Langhans: Alles gut. Ob ich jetzt ein spannendes Werk oder ein literarisches Werk von Weltrum erlasse, das traf ich überhaupt nicht aus.

Korpo Content Lab: Aber es wäre interessant zu wissen von einem Übersetzer, das selber mal halt die eigene Perspektive wahrzunehmen. Also dass man auch sagt, das ist nicht mein Werk, das ist ein Brotberuf, ich übersetze das dort für den Verlag. Das ist nochmal spannend auf jeden Fall zu hören. Also auf jeden Fall eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Also meine Achtung. Dann lass es mal über den Vertreterkonvent. Nick, doch Vertreterkonvent war das,

Heiko Langhans: Für Gläderkonvent der Turnerschaften an deutschen Hochschulen heißt er, glaube ich.

Korpo Content Lab: Genau. Und du hast da ja ein zentrales Lebensprojekt, praktisch kann man ja schon sagen, von der Komplexität her. Du führst ja eine Matrikel-Sammlung mit über 32.000 Einträgen. Was bedeutet dir diese Arbeit persönlich?

Heiko Langhans: Bisher. Also tatsächlich ist diese diese Matrike Wust ein Destillat, man so will. ist das Inhaltsverzeichnis oder ein Listenabgleich über die Personen, die ich bereits erfasst habe aus der Recherche zu der Verbandszeitschrift. Langer komplizierter Satz. Es ist folgendes, ich hatte angefangen, eine Bundesgeschichte oder Material für eine Bundesgeschichte der alten Turnerschaftsdienst Niedersachsen zusammen zu poolen. Und stellte dann fest, dass eine unserer Stammverbindungen, 1919 in Hamburg gegründet wurde, nämlich die Turnerschaft Niedersachsen, sich, wie übrigens ungefähr ein halbes Dutzend andere Turnerschaften zur gleichen Zeit, zusammensetzte aus sehr, vielen Verbandsbrüdern, die gerade aus dem Krieg zurückgekommen waren, also aus sechs oder acht Verbindungen dann kamen, diese Turnerschaft zu gründen. Und dass die Altherrenschaft dieser Verbindung sich aus ortsansässigen Verbandsbrüdern zusammensetzte. Das waren dann nochmal so 20, 25 dazu. Und das hatte also einen völlig heterogenen Anfang. Ich musste, um jetzt jedem Einzelnen, das war der Ehrgeiz, jedem Einzelnen dieser altvorheren Bundesbrüder eine anständige biografische Skanzierung zu verleihen, musste ich dann auch mich mit den

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: anderen Verbindungen, Shamboya, Filipina, Normania und so weiter, in mehr oder weniger größerem Umfang auseinandersetzen. Und dann fielen wir durch Zufall Bände von der Verbandzeitschrift der Akademischen Zonenzeitung in die Hände. Natürlich nicht in chronologischer Reihenfolge. Und ich hatte die dann mir durchgelesen und habe mir Notizen gemacht, habe das dann eingetippt.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Diese Verbandszeitschriften, ich muss das kurz erklären oder sollte es kurz erklären, sind etwa halbmonatlich erschienen. Und jeder einzelne Bund, der damals dem VZ angehört hat, hat kurze Berichte über ihre Tätigkeiten abgeliefert. Wer ist jetzt regierter geworden, welcher alter Herr ist wo hingezogen, wer hat woanders ein Band aufgenommen und so weiter und so fort.

Korpo Content Lab: Mhm.

Korpo Content Lab: dass heute nach Datenschutz der DSGVO gar nicht mehr gehen würde, so was zu publizieren.

Heiko Langhans: Wir reden von Zeug, das vor 100 oder 120 Jahren publiziert worden ist.

Korpo Content Lab: Ja, damit will ich ja einen kleinen Kritikpunkt bringen, dass gerade solche Datenschutzgesetze ziemlich unüberlegt sind, die da durchgebracht worden sind, weil auch gerade die Kooperationen, als Lebensbund gedacht sind und auch eine Traditionspflege ja auch betreiben, über den Tod des Mitglieds hinaus, weil wir ja auch besondere Leistungen von Bundesbrüdern, Verbandsbrüdern etc. pp. auch ehren wollen, damit ja auch in Zukunft der erstmal blockiert ist. Außer man hat die schriftliche

Heiko Langhans: Es ist nicht blockiert dadurch, wenn es in einem hiesbrosen Dokument steht. heute. Gut, ja, mag sein. Ich kenne mich mit datenschutzrechtlichen Dingen nur bedingt aus. Mir hat ein Bundesbruder mal erzählt und der ist Rechtsanwalt, dass das etwas ist, was das Datenschutz unter anderem etwas ist, was eingefordert

Korpo Content Lab: Nein, ich meine mit Daten von heute in der Zukunft.

Heiko Langhans: werden muss. heißt, man kann erst einmal recherchieren und muss sich dann aber gegebenenfalls mit der lebenden Person auseinandersetzen, ob die diesen Recherchen oder diesen Veröffentlichungen darüber dann entsprechend zustimmt. Aber in meinem Fall geht es jetzt hier ja historisches Material und die Dinge, die Zeitschriften, auf die ich mich beziehe, waren damals mehr oder weniger öffentlich. Also die weiche Verbreitung.

Korpo Content Lab: Das meine ich gar nicht, das stimmt ja. Ich meine nur heute, dass es für Historiker in Zukunft schwierig sein wird, die heutige gegenwärtige Verbindungswelt zu analysieren. Da ist ein Heiko Langhans, der in 100 Jahren lebt, diese Zeit analysiert. Welche Leute waren denn damals in dem und dem Verband ja aktiv? Und sagen wir mal, ein Konvolut haben, der würde jetzt gar nicht mehr an die Daten rankommen wie ...

Heiko Langhans: Mh.

Korpo Content Lab: Ja, aber es geht ja nicht mit dem Datenschutz. ist ja so, Vereine dürfen ja heute noch nicht mehr Mitgliederlisten führen, weil es da keine Präzedenzurteile zugibt, weil das ja auch Datenschutz ist.

Heiko Langhans: Das weiß ich jetzt nicht, ob sie das heute noch machen dürfen oder nicht. Aber es gibt ja immer noch Mitgliederlisten. Es gibt immer noch Verbandszeitschriften, in denen Berichte stehen, die signiert worden sind, man Zugehörigkeiten erkennen kann und so weiter und so fort. Das würde ich mal nicht überbewerten, sonst wäre jede Zeitung verbogen.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Aber darauf will ich gar nicht hin. Mir fielen dann, und das ist vielleicht ganz spannend, mir fielen dann die Jahrgänge 1914 bis 1918 in die Hände von dieser Verbandszeit schrift der Akademischen Turnzeitung. Und die habe ich mir tatsächlich während der Corona-Zeit alle durchgearbeitet und da sind ungefähr 3000 Seiten rausgekommen. Da habe ich die

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: zusammengefasst die Geschicke von etwa 11.000 bis 12.000 Verbandsbrüdern festhalten können aus eben jener Zeit. Manche mehr, manche weniger. Aber im Verbindung mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel den Verlustlisten zum ersten Weltkrieg, die damals in großer Menge veröffentlicht worden sind und die jetzt online stehen, habe ich die entsprechenden Einträge aus den Akademischen Turnzeitungen zusammen verglichen, abgeglichen, in Übereinstimmung gebracht, habe Regimentsgeschichten durchforstet und habe alles in allem einen ziemlich guten Überblick gewonnen über den V.C. zur Zeit des Ersten Weltkrieges. oft sehr präzisen Angaben, was jetzt das Jägerlio sterben und ja, gefallen sein angeht, die Todesfälle. Und dann habe ich gemerkt, dass diese Informationen bei den heutigen Traditionsträgern

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Nachfolgeverbindungen von den Turnerschaften von eins kaum vorhanden sind. Und dann bin ich mal auf der einen oder anderen Kneipe aufgetaucht und habe gesagt so Kinder, hier habt ihr erstmal 40 Seiten über eure Bundesbrüder im ersten Weltkrieg. Danke für gehabtes Prost. Und denen fiel der Unterkiefer runter. Kollektive. Das hat denen sehr gut gefallen. Und jetzt bin ich am überlegen.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: ob ich das in der einen oder anderen Form in Buchform umsetze. Es ist ein fast erhebendes Gefühl, muss man wirklich einmal sagen, wenn man es fertig bringt. Diese Schicksale, die sonst nur in einer Bundesgeschichte mit einem Halbsatz, weil sie es damals aufgrund ihrer Datenlage nicht besser wussten, gefallen zwischen 1916 und 1918 vor Berdun beispielsweise. Und wenn man da auf einmal

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: fixieren kann, dann und dann, dort und dort, da verwundet und dann 14 Tage später oder drei Monate später im Lazarett gestorben. Solche Dinge. Dass man das festmachen kann und dass man den Menschen ein Gesicht und ein Schicksal verleihen kann, das ein bisschen in Vergessenheit geraten. wäre. Es ist ja so.

Heiko Langhans: Kooperative Geschichtsschreibung auf Bundesebene ist defizitär. Warum? Es gibt vielleicht eine Bundesgeschichte, die irgendwann in den 50er-, 60er-Jahren verfasst worden ist über die Geschichte irgendeiner Verbindung. Da werden dann vielleicht die Kriegsgefallenen auch noch mal genannt an den entsprechenden Stellen. Und dann wird gesagt, ja mehr wissen wir auch nicht drüber und jetzt ist die Fuchsenstunde zu Ende. Die Füchse wissen davon nicht viel oder kriegen davon nicht viel mit, werden also angelockt.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Die jeweiligen Referenten, die Fuchsmajore, und ich will nichts gegen die Fuchsmajore sagen, aber die wissen das dann auch nicht unbedingt. Das Archiv, das jeweilige, wenn überhaupt vorhanden ist, oft in einem furchtbaren Zustand, weil der alte Herr von 85 Jahren, der das die letzten 24 Jahre gemacht hat, weil sonst keiner machen wollte, eigentlich eher hat schleifen lassen, man sich erst einmal durch die Spinnweben kämpfen muss. So.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Daran ist niemand unbedingt schuld. Das Leben frisst die entsprechende Zeit und die Neigung schon auf, sich da etwas intensiver darum zu kümmern. Aber das ist schade.

Heiko Langhans: Hier auf diesem Umweg über die Verbandszeitschrift bot sich mir die Möglichkeit, den nach außen hin gemeldeten Lebenslauf der einzelnen Mitglieder ziemlich genau nachzuvollziehen, sodass gegebenenfalls dann die jeweiligen Bundesbrüder merken, da ist noch was in den Konvenzprotokollen und so etwas in der Art und das ist spannend und das können wir dann zusammenfügen. Ich wollte so etwas anregen wie eine historische Welle, eine historische Initiative. Zum Teil hat das... Es ist in den Anfängen. Es ist in den Anfängen. Wann habe ich die... Wann habe ich die ersten Sachen zum ersten Weltkrieg rausgeschickt oder rausgegeben? Boah.

Korpo Content Lab: Hast du das geschafft?

Heiko Langhans: Das ist vielleicht zwei Jahre her, das allererste Mal. Das ist mal hier und mal dort passiert. Ich bin auch noch nicht besonders weit, noch nicht besonders fertig, was das angeht. Es gibt 53 Jahrgänge der Akademischen Tons-Zeitung und ich habe davon etwas über die Hälfte jetzt fertig. Da ist also noch einiges drin, aber es ist ein großer Abschnitt. Ich habe zwischendurch auch Lücken, weil ich die Dinger nicht chronologisch bekommen habe. Es ist ein großer Abschnitt zwischen etwa 1899 und 1929. Der ist ziemlich detailliert festgehalten und das ergänzt sich praktisch jeden Tag. Und abends setze ich mich eine Stunde hin, fange an zu tippen und habe wieder ein paar neue Namen oder eben Präzisierungen dieser Matrike, von denen du ja auch

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: einen Auszug gekriegt hast. Oder? Ja.

Korpo Content Lab: Ja, hast du mir geschickt. Sehr spannend. ist sehr, sehr viel, was du auch erarbeitet hast. Also man sieht auch, dass es eine sehr, große Fleißarbeit auch ist, die dahinter steckt.

Heiko Langhans: Den Ausdruck mag er nicht. Den Ausdruck mag er nicht. Fleißarbeit, das klingt so nach Selbstbeschäftigungstherapie.

Korpo Content Lab: Nein, aber es ist ja hochaufwendig, es ist sehr detailreich. Es ist ja auch so, es ist eine sehr schleppende Arbeit. Du kannst ja nicht einfach durchrasen, sondern wenn es da gerade irgendwie mal flüssig läuft, dann triffst du wahrscheinlich wieder auf die und die Information, da musst du nachschlagen, musst das dort eintragen. Das heißt, das ist ja immer ein Meter vor und drei Schritte zurück und so weiter. Ist das Ganze?

Heiko Langhans: Das ist nicht so schlimm. Das macht ja den Reiz der Sache aus. Ich habe mir da so ein paar Kriterien überlegt, die in diese Matrikelliste, in den schönen Teil der Matrikelliste rein sollen. Name, Vorname, Bund, Eintrittsdatum, Geburts- und oder mindestens Todesjahr, Studium und Berufsausübung. Ich glaube, das sind sieben Kriterien. Und anhand dieser Kriterien habe ich 13.000 Einträge und etwa 19.000 Einträge erfüllen eins dieser Kriterien noch nicht. Aber man kann daran dann schon weiter arbeiten. Und dann die Puzzle Steine, es ist wie so eine Art Sudoku. Jeder einzelne Verbandsbruder ist so eine Art fertiges Sudoku. Aber es sind wie gesagt etwa 40.000, vermutlich werden es so viele.

Korpo Content Lab: Ich mache eine ähnliche Arbeit, in meiner Doktorarbeit, wo ich das Netzwerk von meinem Ugo-Großonkel durchschaue. Ich hatte dir das in der Bildschirmteilung gezeigt. Für mich ist das auch immer so bisschen so eine Arbeit wie so ein Ermittler. Also hier kommt ein Indiz, da kommt ein Indiz. Dann kannst das mit Hilfe dieser Software dann in einen Kontext setzen und mit der Zeit hast du dann irgendwann den Aha-Effekt und merkst, das haben sie gemacht. So ist der einzuordnen.

Heiko Langhans: Ja.

Heiko Langhans: Es gibt einen ganz konkreten Wert für diese Arbeit. Es gibt eine Facebook-Gruppe namens Studentikersammler. Dort werden ab und zu mal Krüge oder signierte Bücher mit Dedikationen ausgetauscht. Guck mal, hier habe ich so was. Wer könnte das sein? Weiß da jemand was darüber? Gehört der zu dem Bund oder auch nicht?

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Und da habe ich zumindest was den VZ-Bereich angeht und auch ein bisschen darüber hinaus mehr und mehr Identifizierungshilfe betreiben können. Das habe ich gesagt, ja, der Mann war von dem und dem Zeitpunkt bis zu dem und dem Zeitpunkt Mitglied und ist dann später rausgeworfen worden. der Beschenkte ist immer noch im Bund oder ich habe keine Informationen über einen Austritt. Das und das sind die Lebensdaten und der ausgetretene ist dann und dann gefallen oder so etwas in der Art. Das kommt manchmal ganz gut an. Auch wenn man dann so solche Dinge hat, hier habe ich eine unleserliche Unterschrift oder eine unleserliche Dedikation auf der Rückseite eines Galeriefotos. Kann da jemand weiterhelfen? Ist das einer von uns? Kann ich dann manchmal sagen, ja, das ist einer von euch, der ist dann und dann aktiv geworden, dies und jenes, pipa po.

Korpo Content Lab: Mmh.

Heiko Langhans: hängt die Börche in die Wand, der ist in Ehren dort ergraut. Ja, das bringt was, finde ich.

Korpo Content Lab: Ist das Archivieren oder beziehungsweise dieses Festhalten für dich ein Akt des Bewahrens oder des Widerstands gegen Vergessen?

Heiko Langhans: Das eine schließt das andere ja nicht aus. Widerstand gegen das Vergessen. Das ist ja ein Begriff, der in den letzten Wochen und wieder sehr stark einhergeht mit dem 80-jährigen Versteichen des oder dem 80-jährigen Jubiläum des Kriegsendes.

Korpo Content Lab: Ja, ist die Antwort.

Heiko Langhans: ist das ein Begriff, immer wieder auftaucht. Was ich spannend finde, das Schicksal, oder was ein aufkeimendes Interesse ist, ist das Schicksal jüdischer Bundesbrüder.

Korpo Content Lab: Das macht ja der Sebastian Siegler, ist ja auch ein Forschungsschwerpunkt von ihm.

Heiko Langhans: Ja. Bei mir sind es dann fast so die Zufallsfunde, denn der VZ beispielsweise war, das muss man leider sagen, ein antisemitischer Verband. Die hatten so eine Art ARIA-Paragraphen, aber da war es eben halt auch so gewesen, dass die hinzutretenden Bünde, die in den Verband eingetreten sind und aufgefordert wurden, ihre jüdischen Bundesbrüder abzugeben,

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Teilweise gesagt haben hier Stinkefinger, machen wir nicht. Wir halten unsere bundesbrüderliche Treue hoch. Und dann wurde das eher der weniger

Korpo Content Lab: Hm? Mhm.

Heiko Langhans: So dann auch hingenommen. In anderen Fällen sind dann die betroffenen alten Herren leider ausgetreten.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Und diese Einzelschicksale spielen dann auch eine Rolle. Es sind aber im Augenblick noch verschwindend wenige. Also vielleicht, ich sag mal 20, 25, die ich hab, ermitteln und finden.

Korpo Content Lab: Okay.

Korpo Content Lab: Ja, das ist auch ein dobles Kapitel deutscher Verbindungsgeschichte, also generell.

Heiko Langhans: Ja, und das ist eine Sache, die sehr ungern von der Nachkriegsgeneration beleuchtet worden ist. Ich kann es verstehen, ob jetzt als Täter oder als Mitläufer oder sonst wie, dass die damaligen Bundesbrüder der bundesrepublikanischen Gründerzeit, die wollten...

Korpo Content Lab: Mh.

Heiko Langhans: davon eigentlich nichts mehr wissen und nichts mehr hören. Die wollten das hinter sich lassen. Das gab bei uns und bei anderen Verbindungen, von denen ich es weiß, gab es tatsächlich das Beschreiben, wir machen jetzt fünf Jahre nach Kriegsende, da durfte man es überhaupt erst wieder, wir machen jetzt unsere Kneipe wieder auf, die alten Bilder sind ja alle Verlorene gegangen, sucht nicht danach, wenn ihr sie

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: noch finden solltet, wir machen einen Neuanfang. Wir machen jetzt unsere alten Bilder mit grauem Kopf an die Wand. Also die haben sich frische Fotos gemacht mit Wand und Mütze. Die waren schon vor 30 Jahren kooperiert, aber im Rahmen dieses Neuanfangs kommen da jetzt unsere Bilder rein, unsere neuen Bilder mit dem grauen Kopf.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Und das fand ich immer schade. Und es ist mir ein Bestreben gewesen, die alten Bilder dann auch wieder aufzufinden. Es ist in vielen Fällen gelungen.

Korpo Content Lab: Ja, das ist schwierig sowas. Aber es ist ja auch eine tolle Arbeit, du dann da leistest. Das ist ja auch eine von wenigen, das machen und das auch mit vollem Herzblut machen. Da hast du auch meine volle Anerkennung und auch danke dafür, dass du das machst.

Heiko Langhans: Mmh.

Heiko Langhans: Vielen Dank! Jetzt müsste ich noch irgendwie einen Weg finden, das ein wenig entklingende Mütze umzusetzen, aber ich habe Zweifel, dass es so einen Weg gibt. Naja, mach's noch mal.

Korpo Content Lab: Das wird schwierig. Aber Heiko, dann lass uns jetzt mal zum Schluss kommen, auch mit dem Blick auf die Zeit. Was hast du durch dein Lebenswerk über Zeit gelernt?

Heiko Langhans: Ich denke, dass die Menschen anfangen, also ihre bewusste Existenz anfangen, in einer ständigen Gegenwart zu leben. Man kennt nichts anderes. Als Kind lebt man in einem ewigen Präsenz. Das will ich jetzt machen. Der Blick in die Zukunft ist der Stundenplan in der Schule und das Erledigen der Hausaufgaben.

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: Und die nächste Klassenarbeit vielleicht. Und ganz am Ende, vielleicht steht die Belohnung, man kann endlich an den Strand, wenn man fertig ist. Ich hab eine Zeit lang in Norddeutschland gewohnt, direkt am der Ostsee. Was habe ich über Zeit gelernt? Zeit... Erstens hat man nicht genug davon. Zweitens habe ich festgestellt...

Korpo Content Lab: Hm.

Heiko Langhans: müssen oder feststellen dürfen, dass wir selbst Nolens Wolens zu Zeit Zeugen geworden sind. Sicherlich nicht zu so dramatischen Ereignissen, aber jeder der beispielsweise jetzt den Mauerfall am Brandenburger Turm mitgekriegt hat, der weiß, was ich jetzt meine, das waren Ereignisse und einige waren dabei, andere haben es nur im Fernsehen gesehen. Jeder weiß noch, was das für ein Gefühl war, als die Flugzeuge in die Twin Towers gerast sind. Wir sind Zeitzeugen und wir müssen uns darüber klarer werden, als wir es uns jetzt sind.

Korpo Content Lab: Mmh.

Heiko Langhans: Es wird immer gesagt, die Geschichte wiederholt sich gerade. Wenn man sich auf die Straßen guckt. Wir sind ja Zustände wie in Weimar. Diese Leute, die diesen Satz dann von sich geben, haben Weimar nie erlebt. Natürlich nicht. Das ist so lange her. Das weiß keiner mehr. Ich behaupte, wiederholt sich nicht. Das kann sie gar nicht.

Korpo Content Lab: Mmh.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Marc Twain hat mal gesagt, Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber manchmal verfällt sie in Reimereien.

Korpo Content Lab: Hm?

Heiko Langhans: Da ist was dran. Aber die Leute, sagen, dass sich Geschichte wiederholt, denen unterstellig fast schon eine geheime Lust daran. So eine Art Schicksalsergebenheit. Unsere Zeit liegt in unserer Hand. Die Gestaltung unserer Zeit liegt in unserer Hand. Und die Geschichte hat die einzige Aufgabe, uns als Lehre zu dienen. Aber ...

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: Sie liefert uns nicht den Stoff für ein Repetitorium, dass man das Ganze noch einmal nachvollzieht, sondern man muss... Wir können als Einzelpersonen mehr, als wir uns zutrauen. Das liegt auch an hierarchischem Denken. Das leicht in... Ich gar nicht mal in Deutschland so vorherrscht, aber eigentlich in jedem...

Korpo Content Lab: Mmh.

Heiko Langhans: in jeder festgefügten Struktur, die dafür sorgt, dass nahezu jeder Akt unseres Lebens über eine Verwaltung festgelegt ist und abgespult wird. Ich weiß auch nicht, wie man da rauskommen soll oder ob das möglich ist oder ob das nötig ist, aber bestimmte Dinge werden sich ändern müssen und damit meine ich es nicht politisch, sondern auch was unser Verständnis angeht. von Zeit, die angeblich unveränderlich ist. Die Menschen hassen Veränderungen. Aber sie leben die ganze Zeit mittendrin. Es ist so ähnlich wie mit dem Frosch, der langsam aber sicher im warmen Wasser zu Tode gesotten wird.

Korpo Content Lab: Mhm.

Heiko Langhans: und

Heiko Langhans: Jetzt kommen wir wieder auf große Gedanken.

Korpo Content Lab: Aber das war doch ein schönes Stichwort und ein schönes Schlusswort vor allem. Heiko, vielen Dank, dass du heute da warst. war ein sehr spannender Talk mit dir. Danke für deine Zeit. Und ihr da draußen, geht mal wieder bummeln auf anderen Häusern, das ist auch schön. Macht's gut. Ciao.

Heiko Langhans: Na gut, ich lasse das jetzt mal so unverlendet stehen.

Heiko Langhans: Ich hab zu danken. Ich hab zu danken.

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